Moderne Wohnungshaltung
Freilebende Katzen in katzengemäßer Umgebung haben ein sehr großes Revier, das sie täglich durchstreifen. Zu ihrem Leben gehört u. a. das Jagen, verbunden mit z. T. stundenlangem Lauern, das Überprüfen von Duftmarken anderer Katzen, das Setzen eigener Duftmarken und Kratzmarkierungen und natürlich auch die ausgiebige Körperpflege, Dösen und Schlafen, um nur einige Aktivitäten zu nennen.
Unseren Hauskatzen bleibt einiges von diesen natürlichen Bedürfnisbefriedigungen versagt, vor allem, wenn sie keinen Freigang haben. Es gibt in Wohnungen keine Mäuse zum Jagen, keine Vögel zum Belauern, keine Insekten, die über ihnen umherfliegen, keine unterschiedlichen natürlichen Böden (Gras, Sand, Stein…) und sie haben nicht die Möglichkeit, sich weitläufig aus dem Weg zu gehen, wenn sie gerade keine kätzische Gesellschaft wünschen.
In einer reinen Wohnungshaltung wird es kaum möglich sein, alle Ansprüche unserer Katzen zu erfüllen, wir sollten aber zumindest alles tun, was in unserer Macht steht, unseren Samtpfoten das Leben so bedürfnisgerecht wie möglich zu gestalten. Das ist mir ein großes Anliegen, denn letztlich entscheiden wir, wie unsere Katzen zu leben haben und übernehmen damit eine große Verantwortung. Stellen wir uns einmal vor, fremde Wesen, die nicht unsere Sprache sprechen, würden entscheiden, wie, wo und mit wem wir zu leben hätten – wir würden uns sicherlich auch wünschen, dass möglichst viele unserer Bedürfnisse erfüllt werden, denn nur dann können Lebewesen ein glückliches Leben führen.
Wir würden uns ebenfalls wünschen, dass diese fremden Wesen einen Weg suchen, trotz unterschiedlicher Sprachen mit uns zu kommunizieren.Und genau diesen Weg von Bedürfniserfüllung und Kommunikation kann das Clickertraining ebnen.
Im Folgenden wird hauptsächlich das „Tricktraining“ erläutert, aber letztlich ist Clickertraining noch viel mehr als das reine Erlernen von Tricks. Es kann Alltagssituationen verbessern (s. Beispiele unter „Warum ist Clickern so wertvoll“) oder auch Tierarztbesuche für alle Beteiligten erleichtern. Man spricht dann vom sogenannten „Medical Training“.In diesem Artikel steht jedoch das Erlernen von Tricks als Beschäftigungsidee für Ihre Katze im Vordergrund.
Video: Clärchen auf der Waage
Clickertraining macht nicht nur Spaß, es kann im Alltag oder für einen anstehenden Tierarztbesuch auch sehr nützlich sein. Auf dem Video geht Clärchen meinem Finger folgend auf die Waage und erhält dafür ein Leckerchen als Belohnung. Jetzt bitte nicht sagen, dass Waage und Leckerchen nicht zusammenpassen–eine Belohnung muss IMMER sein.In diesem Fall ist die Belohnung ein Leckerchen, für IhreKatze sind es vielleicht ein paar Bürstenstriche, ein kurzes Spiel, einKrauler, je nachdem, was Ihre Katze als Belohnung empfindet
Die Sache mit dem Click
Mit dem „Click“ sagen Sie Ihrer Katze: „Das, was Du gemacht hast, als der Click kam, war genau richtig!“ Und dafür folgt direkt die (Futter-)Belohnung. Direkt meint hier innerhalb von max. einer halben bis einer Sekunde. Nur so kann die Katze den Zusammenhang zwischen „Click“, ihrer Handlung und dem folgenden Leckerchen bzw. der folgenden Belohnung verstehen und lernen. Fortgeschrittene Katzen können auch mal einen Moment länger warten – sie haben ja bereits gelernt, dass auf den Click zuverlässig eine Belohnung folgt. Auf meinen Videos werden Sie sehen, dass ich manches Mal ganz auf den Click verzichte und nur ein Wort sage – das reicht für mein clickererfahrenes Clärchen mittlerweile aus – sie weiß, dass sie sich voll und ganz auf mich bzw. ihr Leckerchen verlassen kann
Video: Clärchen und die Glocke
In der Regel verwenden Katzen gern ihre Pfötchen, um neue Dinge zu erkunden.Von daher kann es eine gute Idee sein, eine Übung zu wählen, in der eine Pfotenberührung belohnt wird. In diesem Video wird Clärchen für das Betätigen derGlocke belohnt. Da sie eine erfahrene Clickerkatze ist, bekommt sie in der Übung nur eine Belohnung, wenn ich die Glocke höre. Bis dahin wurde natürlich sehr kleinschrittig belohnt, damit Clärchen Spaß und Erfolg hatte und bei der Sache blieb. Den Click verwende ich hier nicht mehr, da das Klingeln sozusagen dieBelohnung ankündigt. Aber wie gesagt, hier sieht man das Endresultat von vielenTrainingseinheiten
„Ich will doch meine Katze nicht dressieren“
Das höre ich öfter von Menschen. „Dressur“ im eigentlichen Sinn bedeutet gemäß Wikipedia „Die Ausbildung von Tieren zu einem bestimmten Zweck“–und das passt dann in gewisser Weise doch wieder, weil wir unseren Katzen z. B. Tricks beibringen, um sie auszulasten oder im „Medical Training“ bestimmte Dinge üben, damit Katze und Mensch es beim Tierarzt leichter haben.
Keinesfalls wollen wir unsere Samtpfoten jedoch mit Druck zu etwas zwingen. Abgesehen davon, dass das bei Katzen auch ein nahezu aussichtsloses Unterfangen ist, möchte ich das überhaupt nicht, denn mein Ziel ist es, dass meine Katze beim Clickern SPASS und FREUDE hat – und ich nebenbei natürlich auch.
Eine Katze ist nur dann gewillt, beim Clickertraining mitzumachen, wenn es sich für sie in irgendeiner Weise lohnt. Sie schaut also nach ihrem eigenen Nutzen. Egoistisch, finden Sie? Ja, in gewisser Weise schon – aber genau für diesen Eigensinn lieben wir doch unsere Samtpfoten, oder?
Warum ist Clickern so wertvoll?
Ich halte das Clickertraining in vielerlei Hinsicht für ein sehr hilfreiches Werkzeug, wobei es mir in diesem Artikel vor allem um folgendes geht:
- Es lastet die Katze vor allem geistig aus.
- Es ist ein gutes Kommunikationsmittel.
- Es erleichtert Alltagssituationen.
- Es fördert die Bindung zwischen Katze und Mensch.
- Es macht Spaß.
Aus den vorher bereits dargelegten Gründen finde ich es sehr wichtig, gerade Wohnungskatzen adäquat zu beschäftigen. Unsere Samtpfoten sind nicht nur Schmusekatzen, die sich zu uns kuscheln, uns trösten, wenn es uns schlecht geht und uns in den Schlaf schnurren. Sie sind sehr intelligente Lebewesen, die es verdient haben, dass wir ihnen kreative Beschäftigungsideen bieten.
Wenn ich hier noch einmal auf das Beispiel mit den fremden Wesen zurückkomme, ist es Ihnen jetzt sicherlich schon klar, warum in der obigen Aufzählung die Kommunikation erwähnt ist. Sie und Ihre Katze lernen durch das Clickern eine gemeinsame, positive Kommunikation. Ihre Katze muss z. B. nicht mehr an der Tür kratzen, um Ihnen zu zeigen, dass sie gern raus möchte. Sie haben dafür vielleicht eine Clickerübung etabliert, die heißt: Katze setzt sich an einen bestimmten Ort, um zu zeigen, dass sie raus möchte => Click => Sie öffnen die Tür (= Belohnung). Oder Ihre Katze „turnt“ unerwünschter Weise gern auf der Arbeitsplatte herum, während Sie das Futter vorbereiten. Eine Clickerübung kann sein: Ihre Katze lernt, auf einem bestimmten „Warteplatz“ zu sitzen => Click => Katze bekommt ihr Futter. Sie hat also über den Click gelernt, dass – wenn sie dort sitzt – der Click und darauf verlässlich ihr Futter (=Belohnung) kommt. Ist es nicht wunderbar, eine solche gemeinsame Sprache zu finden?
Dadurch, dass Clickertraining über positive Verstärkung arbeitet, ist es ein toller „Nebeneffekt“, dass sich die Bindung zwischen Katze und Mensch (weiter) verstärkt. Das ist z. B. besonders bei extrem ängstlichen Samtpfoten eine großartige Möglichkeit, nach und nach ihr Vertrauen zu gewinnen.
Clickertraining hat noch viele weitere Einsatzgebiete, z. B. in Form des bereits angesprochenen „Medical Trainings“ und auch in der Verhaltensberatung ist es oft ein wichtiger Bestandteil der Therapiemaßnahmen.
Clickern mit Freigängern
Auslastung ist ein wichtiger Punkt gerade für unsere Wohnungskatzen. Das heißt nicht, dass man nicht auch mit Freigängern clickern kann, aber meine Hella interessiert sich z. B. nur noch sehr wenig für das Clickertraining, seit sie Freigang genießt. Dort scheint sie alle ihre Aktivitätsbedürfnisse zu befriedigen und braucht uns nicht mehr – jedenfalls nicht dafür. Aber Katzen sind so unterschiedlich wie wir Menschen – es gibt sicherlich auch viele Freigänger, die am Clickertraining Freude haben – probieren Sie es aus!
Wie kann man Clickertraining lernen?
Es gibt mittlerweile gute Literatur zum Thema Clickertraining, aber ich empfehle immer, sich einen Profi vor Ort such suchen, um den Katzen und sich selbst einen guten Einstieg zu ermöglichen. Dabei unterstütze ich Sie sehr gern, genauso wieviele meiner Kolleginnen. Gerade amAnfang ist es gar nicht so einfach, Leckerchen, evtl. ein Clickerutensil wie einen Stab o. ä.und den richtigen Zeitpunkt des Clickens zu koordinieren. Das braucht ein bisschen Übung und unsere Katzen sind bekanntlich nicht sehr geduldig, jedenfalls nicht, wenn es darum geht, auf Leckerchen zu warten. Stundenlang vor einem Mauseloch zu verharren ist dagegen kein Problem.
Meiner Erfahrung nach haben unsere Samtpfoten beim Clickern eine eher niedrige Toleranzschwelle. Wenn es also nicht schnell genug geht bzw. sie den Sinn des Wartens nicht erkennen können, gehen sie – und wir bleiben frustriert zurück. Von daher rate ich Ihnen, sich für die erste Zeit eine professionelle Begleitung zu suchen. Anschließend können Sie Ihrer Kreativität hinsichtlich der Übungen freien Lauf lassen – Hauptsache, alle Beteiligten haben Spaß!
Ich hoffe, ich konnte Ihnen das Clickertraining ein wenig schmackhaft machen. Sollten Sie noch Fragen haben, Literaturempfehlungen wünschen oder direkt ein Training buchen wollen, schreiben Sie mir gern eine Mail unter info@katzenlaecheln.de. Auf meiner Homepage www.katzenlaecheln.de finden Sie mein Beratungsangebot rund um das Wohlergehen Ihrer Katze. Ich wünsche Ihnen und Ihren Samtpfoten viel Freude bei der Entdeckung einer gemeinsamen Sprache durch das Clickertraining!